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Aliens für Anfänger
Nicht alle Außerirdischen sind besonders gut im Entführen von Erdbewohnern.

Havel, Matar und Xil ist es bisher noch nicht gelungen. Zum Glück ist die Hilfe nah für Versager unter den Entführern: Es gibt einen neuen Studiengang an der Intergalaktischen Universität. Um diesen Kurs erfolgreich zu absolvieren, müssen diese drei sexy Aliens eine Menschenfrau entführen – und erhalten darauf Noten.

Das Problem an der Sache ist nur, das die Menschenfrau keinerlei Absichten hat, sich entführen zu lassen, auch nicht, um diesen Aspiranten eine der angesehensten außerirdischen Qualifikationen zu verschaffen.

Ein amüsanter Science-Fiction Reverse Harem Liebesroman mit drei ahnungslosen Aliens und einer Menschenfrau, die sie verführen und näher untersuchen wollen. Aber Achtung – diese Außerirdischen haben Fangzähne und Schwänze, die sie gern nutzbringend einsetzen.

Erscheint am 6.Januar 2025

Xil

Dies war ein Riesenfehler gewesen. Ein ganz enormer! Dem Stöhnen von Havel und Matar nach zu urteilen, waren sie zu derselben Überzeugung gelangt. Als ich mich für diesen Kurs anmeldete, hatte ich im Traum nicht an Hausarbeiten und schon gar nicht an Prüfungen gedacht. Es sollte einfach so zum Spaß sein, nicht um einen Uniabschluss zu erreichen.

„Kann man sein Geld zurück bekommen?“, fragte Matar und schlug verärgert mit seinem Schwanz auf den Boden.

Ich sah in den Geschäftsbedingungen nach. Klat. Pech gehabt. Und wir hatten viel zu viel investiert, um jetzt aufzugeben, bevor die Sache richtig losging.

Ich biss die Zähne zusammen. „Wir ziehen das jetzt durch. Pfeif auf die Prüfungen. Wir müssen ja keine besonderen Ergebnisse erzielen. Auf manchen Planeten werden auch Entführer ohne besondere Qualifikationen akzeptiert.“

Havel entblößte wütend seine Fangzähne. „Schon klar. Und das Ergebnis ist ja auch großartig – wir sind zum Gespött der ganzen Galaxie geworden.“

„Nur von diesem Sektor“, warf ich ein. „Und daran lässt sich ja etwas ändern. Wir müssen es nur einmal richtig machen, dann ist alles andere vergessen.“

Matar stöhnte erneut. „Wir haben es sechsmal versucht. Ich sehe immer noch die letzte der Frauen vor mir, wie sie uns hämisch zuwinkte, als sie mit der Fluchtkapsel davonflog, die sie uns geklaut hatte. Denkst du wirklich, dass wir nach diesem Kurs mehr Erfolg haben werden?“

„Die Intergalaktische Universität hat einen hervorragenden Ruf. Der Unterricht muss wirklich gut sein. Und wenn wir durchfallen, können wir immer noch etwas anderes versuchen. Ich hab gehört, dass die Weltraum-Piraterie ganz schön was abwirft.“

„Kardarianer werden keine Piraten“, zischte Havel empört. „Sie entführen nun mal Frauen. Das ist einfach so, schon seit unsere Leute zum ersten Mal ins All aufgebrochen sind. Wir müssen das einfach schaffen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.“

„Yep, ich will auch nicht auf ewig Junggeselle bleiben.“ Matar fuhr sich über die Lippen. „Ich kann’s kaum erwarten, endlich meine eigene Frau zu haben. Weich und anschmiegsam, immer bereit, mir zu Diensten zu sein.“

Havel kicherte. „Da hast du wohl was falsch verstanden. Du sollst der Frau zu Diensten sein, nicht umgekehrt. Und musst ihr das Gefühl geben, die Einzige im ganzen Universum zu sein. Das weiß sogar ich. Vielleicht ist es doch gar nicht so schlecht, dass wir an diesem Kurs teilnehmen.“

Ich überließ sie ihren Sticheleien und suchte mir die erste Vorlesung aus. Unser Raumschiff flog mit Autopilot, wir würden erst in ungefähr sieben galaktischen Stunden auf Kepler Zwei ankommen, hatten also genug Zeit. Ich legte das Bild auf unseren Hauptbildschirm und überlagerte damit den Blick auf den Nebel des Skorpions, der gerade vorbeihuschte.

„Jetzt?“, stöhnte Havel. „Haben wir echt nichts Besseres zu tun?“

Ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Vor dir ist sie schließlich weggelaufen. Setz dich hin und sieh dir diesen verdammten Vortrag an.“

Er grummelte noch ein wenig, setzte sich dann aber genauso wie Matar auf seinen Platz. Ich hatte schon meinen Kapitänssessel eingenommen. Der einzige Unterschied zu den anderen Sitzen bestand darin, dass dieser hier etwas erhöht war, was mir einen besseren Überblick über die Brücke gab. Er war keinesfalls bequemer, und die Schwielen an meinem Hintern zeigten, wie viele Stunden ich schon auf diesem Platz verbracht hatte. Der Autopilot war ja schön und gut, aber ich war im Grunde meines Herzens eher traditionell eingestellt und zog es vor, mein Schiff, die Jade, manuell zu steuern.

Nachdem das Logo der Intergalaktischen Universität verschwunden war, erschien eine Karangi-Frau auf dem Bildschirm. Das dritte Auge auf ihrer Stirn funkelte vor Begeisterung, als sie sich als Professorin Katila vorstellte und uns als neue Studenten begrüßte. Wobei sie uns natürlich gar nicht kannte. Wie alle anderen Übertragungen, war dies eine Aufzeichnung. Wir würden unseren Professoren nur in Seminaren und bei der Prüfungsvorbereitung persönlich begegnen. Mir lief jetzt schon ein Schauer über den Rücken. Ich hasste Prüfungen.

„Entführungen gehören mit zu den geheiligten Traditionen unserer Galaxie“, sagte die Frauenstimme mit weicher, ruhiger Stimme. Sie hatten mit dieser Karangi eine gute Wahl getroffen für die Vorlesungen. Leute dieses Stammes waren bekannt für ihre Intelligenz und Gutmütigkeit. Wenn selbst ein Karangi zu einer Entführung bereit war – trotz tief verwurzelter Moralvorstellungen –, dann konnte das wirklich jeder tun.

„Schon seit die erste Spezies die Raumfahrt für sich entdeckte, gehörten Entführungen von schwächeren Wesen zum Alltag. Das ist eine Art Urbedürfnis, dem wir einfach nachgeben müssen. Egal, ob man die Entführten zur Gesellschaft, zu Forschungszwecken oder einfach als eine Art neues Haustier haben möchte, Entführungen sind ein kostengünstiger und leichter Weg, das Gewünschte zu erreichen. Die Statuten der Universität verpflichten mich dazu, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass wir Sklaverei in jeder Form ablehnen.“

Sie lächelte warm mit allen drei Augen. Ich fühlte mich irgendwie schon geborgen nur durch ihren Anblick im Video.

„Wir beginnen unseren Kurs also mit den 4L. Lernen. Lokalisieren. Locken. Losfliegen.“

Die vier Wörter erschienen auf dem Bildschirm. Matar schnaubte. „Klar, losgeflogen ist sie.“

„So hat das Professorin Katila sicher nicht gemeint“, flüsterte ich, bevor mir einfiel, dass ich hier ja laut sprechen konnte.

„Wir befinden uns derzeit auf der Stufe des Lernens. Ihr müsst euch so viel Wissen wie möglich über die besten Formen der Entführung aneignen. Es reicht nicht, jemanden einfach so von seinem jeweiligen Planeten zu entfernen. Ihr müsst auf das vorbereitet sein, was danach kommt.“

Matar gluckste wieder vor sich hin, aber Havel und ich würdigten ihn keines Blickes.

„Sobald ihr die Grundmodule dieses Kurses absolviert habt, könnt ihr darüber nachdenken, welches Ziel ihr ansteuern wollt. Es gibt dabei viel zu bedenken, auch wenn ihr euch schon über die gewünschte Spezies und den Planeten im Klaren seid. Wissen ist die Grundlage für jede gelungene Entführung. Sobald ihr entsprechende Forschungen angestellt und ein Ziel ins Auge gefasst habt, geht es ans Locken. Einige setzen einfach einen Zug-Strahl ein, um ihre Zielperson an Bord zu bekommen, aber das ist eine viel zu grobe Methode. Entführungen sind eine Kunstform und sollten entsprechend behandelt werden.“

„Das ist schon etwas übertrieben, oder?“, fragte ich die beiden anderen. „Wie kann das Kunst sein?“

„Vielleicht hat es gerade deshalb bei uns nicht geklappt“, murmelte Havel.

„Und dann ist da noch das Verlassen des Planeten. Was nicht nur eine rein äußerliche Angelegenheit ist. Eure Zielperson wird sich einsam und allein fühlen, so weit weg von ihrem Zuhause. Es liegt an euch, ihr den Übergang so leicht wie möglich zu machen und sie auf ihr neues Leben vorzubereiten. Auch wenn dieses Leben der Forschung gewidmet sein sollte und sie die entsprechenden Untersuchungen nicht überlebt.“

Interessant. Katila war gegen Skalverei, hatte aber nichts gegen das Experimentieren mit diesen Subjekten. Ich wusste nicht viel über solche Experimente, war mir aber ziemlich sicher, dass sie nicht unbedingt mit der Einwilligung des Opfers auf dem Labortisch stattfanden. Wahrscheinlich würden wir im Verlauf des Unterrichts mehr dazu erfahren.

„Heute wollen wir uns die Motivation hinter eurer geplanten Entführung näher ansehen“, fuhr Frau Professor fort. „Ihr könnt das als Projekt eines Einzelnen oder Gruppenaufgabe durchführen, wobei wir Anfängern aber empfehlen, bei der ersten Entführung mit anderen zusammenzuarbeiten. Damit erreichen Sie die besten Noten und sorgen gleichzeitig dafür, dass es für alle Beteiligten eine sicher durchgeführte, wertvolle Erfahrung wird.“

Auf dem Bildschirm folgte nun eine ganze Serie von Fragen, alle einfach lächerlich. Ich bedauerte noch mehr, mich für diesen Kurs eingeschrieben zu haben. Und ich war noch nie ein Teamplayer gewesen. Die Züchter in der Brutstätte waren an mir beinahe verzweifelt, weil ich am liebsten allein in einer Ecke saß und an irgendetwas herumbastelte. Ich arbeitete nur mit Matar und Havel zusammen, weil wir gute Freunde waren und sie ihre Arbeit hervorragend erledigten. Mit Ausnahme von Entführungen. Die bekamen wir alle drei nicht hin. Deshalb auch dieser verdammte Kurs.

Bücher in dieser Reihe

Aliens für Anfänger
Band 1