Thorrn ist sicher, dass er bis ans Ende seines verfluchten Lebens allein bleiben wird. Äußerlich und innerlich gebrochen geht er davon aus, dass ihn keine Frau je begehren wird. Aber das ändert sich völlig, als er bei einer Mission auf einem fernen Planeten auf eine rotzfreche Erdenbürgerin mit feuerroten Haaren trifft, deren Temperament ihrem Äußeren in nichts nachsteht.
Jenny hat es endlich geschafft, ihren gewalttätigen Freund zu verlassen und ist bereit, ein neues Leben zu beginnen. Bei ihrem neuen Job in einer Partnerschaftsvermittlung hatte sie nicht im Traum daran gedacht, auf einen Außerirdischen zu stoßen, der wie ein heißer Highlander aussieht.
Als der Alien ihr anbietet, sie vor ihrem durchgedrehten Ex-Freund zu schützen, ist sie versucht, sein Angebot anzunehmen. Außerdem will sie wirklich wissen, was er unter seinem Kilt verbirgt…
Aber als sie herausfindet, dass seine Leute vorhaben, sie wie eine Laborratte wissenschaftlichen Experimenten zu unterziehen, fragt sie sich, ob sie ihm mehr vertrauen kann als ihrem Verflossenen.
Ich bin begeistert und konnte es von Anfang bis Ende nicht mehr aus der Hand legen.
Eine gelungene Mischung aus Liebesgeschichte, Erotik und Science-Fiction abgerundet mit einer Prise Humor und mit einem lockeren und leichten Schreibstil.
Ich war früh dran, genauso wie die Fremdlinge. Obwohl die gar nicht so fremd aussahen. Lediglich ihre Größe war auffallend – na ja, und die Tatsache, dass sie Kilts trugen. Alle drei. Ich fragte mich,…
Nein. Ich lenkte meinen Blick weg von ihrem Schritt und besah mir den Rest. Sie hatten alle rote Haare, noch feuriger als meine eigenen. Zwei von ihnen schienen Brüder zu sein, sahen jedenfalls fast identisch aus, während der dritte blaue statt smaragdgrüne Augen hatte. Mir fiel auf, dass die Farbe ihrer Kilts ihrer Augenfarbe glich. War das Zufall? Hier in Schottland repräsentierte der Kilt die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Clan. War das bei ihnen ähnlich? Gehörten sie also zu zwei unterschiedlichen Clans oder Familien?
So viele Fragen. Aber die wichtigste war: Sahen die alle so toll aus?
Der Empfangsbereich machte einen leicht überfüllten Eindruck, jetzt wo sich diese drei imposanten Männer darin befanden. Steff sah hinter ihrem Schreibtisch beinahe winzig aus und starrte die Männer mit großen Augen an. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Musste selbst die Zähne zusammenbeißen, dass ich nicht anfing zu sabbern, so appetitanregend sahen sie aus.
„Hallo“, sagte ich, und plötzlich war aller Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. Alle drei starrten mich an, als hätten sie noch nie eine Frau gesehen. Ich sah an mir hinab. Hatte ich etwa einen Fleck auf der Bluse? Ich hatte meine elegantesten Business-Klamotten angezogen, wollte ja schließlich einen guten Eindruck machen. Meine elfenbeinfarbene Bluse gab einen kleinen Blick aufs Dekolleté frei und betonte meine Kurven, ohne zu eng anzuliegen. Mein Rock war ungefähr so lang wie ihre Kilts und ja, zeigte tatsächlich ansatzweise ein Schottenkaro. Ich unterdrückte ein Stöhnen. Das ließ mich fast wie sie aussehen. Auch sie trugen weiße Hemden, fast wie meine Bluse. Und auch wenn mein Rock nicht so farbenfroh war…
„Hereinspaziert, tut mir leid, dass Sie warten mussten.“
Pam rettete mich, indem sie die Tür zu ihrem Büro öffnete. Ihre Augen weiteten sich beim Anblick der Besucher. Steff unterdrückte ein Lachen, und ich grinste sie an. Offensichtlich verfehlten die Besucher auch auf die Chefin nicht ihre Wirkung.
Sie stolperte ein bisschen rückwärts, damit die Männer sich überhaupt in ihr Büro hineinquetschen konnten. Gestern war mir der Raum noch so groß und luftig erschienen. Heute das genaue Gegenteil. Die Stühle schienen für die Fremden zu klein zu sein, und ich befürchtete schon, sie würden unter ihnen zusammenbrechen.
„S-soll ich Tee kochen? Oder Kaffee?“, fragte Steff.
„Tee“, baten die Männer wie aus einem Munde.
„Mit einem Tropfen Milch“, fügte der mit dem blauen Kilt hinzu und schien merkwürdig stolz auf seine Worte zu sein. Hmmh. Komisch. Er sprach fast akzentfrei, er wäre mir überhaupt nicht aufgefallen, hätte ich ihn in Glasgow auf der Straße getroffen und angesprochen. Sehr merkwürdig, dass sie einen schottischen Akzent hatten, obwohl sie aus dem Ausland kamen.
„Und du?“, fragte mich Steff.
„Dasselbe. Danke“.
Pam hatte hinter ihrem Schreibtisch Platz genommen und so einen sicheren Abstand zu den Männern gewahrt. Diese Möglichkeit hatte ich nicht. Ich zog den einzig verbliebenen Stuhl etwas weiter von ihnen weg – weniger, weil ich ihre Gegenwart unangenehm oder furchteinflößend fand, sondern im Gegenteil, viel zu anziehend. Noch nie hatte ich auf einen Mann derart reagiert. Zumindest nicht, seit ich als Teenager für Leonardo DiCaprio Feuer und Flamme war. So was Peinliches. Total blöd. Unreif. Und nicht gerade professionell.
Mir fiel jetzt erst auf, dass ich mich noch nicht einmal vorgestellt hatte. Das musste ich schleunigst nachholen und konnte nur hoffen, ich hatte keinen allzu schlechten Eindruck gemacht.
„Ich heiße Jenny MacPherson und leite die Puffin Werbeagentur“, stieß ich so schnell hervor, dass meine Zunge kaum folgen konnte. „Ich unterstütze Pam mit einer Werbekampagne, um mehr Frauen als Kundinnen zu gewinnen. Sie hat mir gestern von Ihrem Interesse an einer Kooperation erzählt und ich freue mich darauf, mehr von Ihren Plänen zu erfahren. Haben Sie ein eigenes Marketing Team?“
Stille.
„Marketing?“, fragte der Größte von ihnen, sichtlich verwirrt. Sein Haar war kunstvoller geflochten, als ich es je mit meinem eigenen geschafft hatte.
Sein Bruder stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen, und ich konnte ein Lachen kaum unterdrücken. Genauso kommunizierten Ewan und ich. Ich bezweifelte nicht länger, dass sie Geschwister waren.
„Nein, haben wir nicht. Wir brauchen keine Werbung, weil wir über so viele Männer verfügen, die darauf brennen, eine Gefährtin zu finden.“
„Gefährtin?“, wiederholte Pam. „Nennt man die so bei Ihrer Agentur? Gefällt mir gut. Da denkt man doch gleich an wahre Liebe, Seelenverwandtschaft, die Eine. Jenny, das sollten wir in unsere Kampagne aufnehmen.“
Ich nickte und zückte mein Notizbuch, wobei mir der Gipsverband als Unterlage diente. Andere hätten vielleicht einen Laptop oder ein Tablet bevorzugt, aber ich war da manchmal ein bisschen altmodisch.
„Wie bezeichnen Sie denn Ihre Frauen?“, fragte der Blauäugige. Sie hatten sich auch nicht vorgestellt.
„Wir nennen sie einfach Ladies“, antwortete Pam. „Andererseits – wenn wir der Kampagne den schottischen Touch geben wollen, sollten wir vielleicht zu Lassies übergehen? Was meinst du, Jenny?“
„Klingt das nicht zu sehr nach Hund? „‘Lass‘ finde ich schöner.“
„Lass“, wiederholte der größte der Männer langsam, als ließe er sich das Wort auf der Zunge zergehen. „Das gefällt mir.“
Er sah mich an, unsere Blicke trafen sich. Ein Feuerball löste sich zwischen meinen Beinen, und ich kniff die Schenkel zusammen, bevor mir noch richtig bewusst wurde, was ich tat. Verdammt nochmal! Ich blinzelte und sah weg, fühlte die Hitze in meinen Wangen. Das lief hier überhaupt nicht gut. Ob ich meine Tage bekam? Oder ich war schwanger. Ich hatte lange keinen Test mehr gemacht. In manchen Nächten, wenn er sturzbetrunken war, hatte Jason sich geweigert, ein Kondom zu benutzen. Ich konnte die Pille nicht nehmen, weil das bei mir beim ersten Versuch zu einer Gelbsucht geführt hatte. Die Möglichkeit einer Schwangerschaft war also nicht auszuschließen, aber ich hatte keine anderen Symptome. Diese hormonelle Reaktion auf die Fremden war wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen.
Zum Glück erschien jetzt Steff mit einem Tablett. Während sie uns allen einschenkte, beobachtete ich Pam. Ihr Blick war starr auf die Männer gerichtet, schweifte über sie mit kaum verhohlenem Interesse. Hatte ich genauso lüstern ausgesehen wie sie jetzt? Vielleicht sogar noch schlimmer. Pam war verheiratet. Was natürlich nichts daran änderte, dass man diese ausgesprochen appetitanregenden Mannsbilder nicht von Ferne genießen konnte.
Hatten die unter ihren Hemden tatsächlich alle Waschbrettbäuche? Hatte man uns absichtlich die drei besten Exemplare ihrer Männer geschickt, damit Pam den Kooperationsvertrag mit ihnen unterschreiben würde? Ich musste sie unbedingt fragen, ob sie an dem Fotoshooting teilnehmen wollten. Wir – nein, Pam, würde sich vor Anfragen von Damen, die einen dieser heißen Highlander haben wollten, nicht retten können.
„Danke, Lass“, sagte Muskelmann, als Steff ihm eine Tasse Tee reichte. Ich war beinahe neidisch auf das Lächeln, das er ihr schenkte.
Gleich nach meiner Rückkehr würde ich einen Schwangerschaftstest machen. Meine Hormone spielten verrückt.
Steff wurde rot und zog sich in den Empfangsbereich zurück, schloss dabei die Tür hinter sich.
„Wie viele Frauen wird diese Marketingkampagne denn anlocken?“, fragte der Blauäugige.
„Wenn wir den Kilt einbeziehen, sicher Hunderte“, sagte Pam.
„Tausende“, murmelte ich atemlos. Wenn die alle so aussahen wie diese drei Exemplare, gäbe es in Schottland bald keine verfügbaren Frauen mehr.
„Tausende?“, echote der Bruder von Muskelmann. „Das käme uns sehr gelegen.“
Das mit den Spitznamen musste ein Ende haben. „Verzeihung, aber wie heißen Sie noch gleich?“
Hinter ihren Rücken hielt Pam den Daumen hoch.
„Tut mir furchtbar leid“, sagte der Blauäugige. „Normalerweise benehmen wir uns besser. Ich heiße Jafar vom Clan Feallan und bin der Zweite Wissenschaftler von Albya.“
„Und ich bin Cyle vom Clan Lannadh, Erster Wissenschaftler von Albya. Dies hier ist mein Bruder Thorrn.“
Thorrn. So also hieß der große Typ mit den geflochtenen Haaren. Komischer Name. Am liebsten hätte ich ihn laut ausgesprochen um zu sehen, wie er mir über die Zunge ging.
Mir war aufgefallen, dass Cyle nichts zum Beruf seines Bruders gesagt hatte. Und wieso waren die anderen beiden Wissenschaftler? Angeblich leiteten sie doch auch eine Partnerschaftsvermittlung.
„Ist Albya die Stadt, in der Sie wohnen?“, fragte Pam und nahm mir damit das Wort aus dem Mund.
Mir entging nicht der schnelle Blick, den die drei sich zuwarfen.
„Da kommen wir her, ja“, sagte Cyle nach kurzem Zögern. „Jafar und ich haben eine neue Methode entwickelt, wie man Paare zusammenbringen kann; und obwohl wir eigentlich Wissenschaftler sind, haben wir jetzt die Ehre, mit Ihrer Agentur zusammenzuarbeiten.“
Gut, das erklärte einiges. Das waren Wissenschaftler, die ihre Erkenntnisse in eine Geschäftsidee verwandelt hatten. Das war nichts Ungewöhnliches; viele Leute machten das.
„Treffen Sie sich mit Ihren Antragstellern oder arbeiten Sie ausschließlich online?“, wollte Pam wissen. „Und wie verhält sich das mit Ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen? Sie haben die in früheren Gesprächen erwähnt, aber ich wüsste gern mehr darüber. Vielleicht könnten wir dieselben Methoden in unserer Agentur anwenden.“
Cyle lächelte. „Ich werde Ihnen gern unsere Vorgehensweise erläutern. Vielleicht sollten wir das am lebenden Objekt demonstrieren? Anhand einer Frau aus Ihrer Datenbank und einem Mann aus unserer?“
„Gute Idee. Während wir das tun, könnte einer von Ihnen mit Jenny doch schon mal die Marketingpläne durchgehen.“
„Ich“, meldete sich Thorrn spontan. Seine tiefe, klangvolle Stimme ließ mich gleich wieder auf meinem Stuhl hin und her rutschen. Was um Himmels Willen war nur los mit mir?
„Bist du …“, begann sein Bruder, aber Thorrn starrte ihn auf eine Weise an, die ihn verstummen ließ. Ich konnte mir ein Lachen kaum verkneifen. Es stimmte, die waren genau wie Ewan und ich. Jede Wette, dass sie als Kinder ständig miteinander in gesundem Wettstreit gelegen und so manche Zankerei ausgetragen hatten.
„Du kannst einen der Räume über uns benutzen“, meinte Pam zu mir. „Der auf der rechten Seite ist vollständig renoviert und hat ein Sofa drin stehen. Oder willst du lieber in ein Café gehen?“
Sie zwinkerte mir kaum merklich zu. Ich verdrehte die Augen. Sie war es gewohnt, den lieben langen Tag lang Partner für andere Leute zu suchen und zu finden. Diese Gewohnheit machte sich nun auch mir gegenüber bemerkbar. Ich musste sie nur unbedingt daran erinnern, dass sie auf keinen Fall meine Angaben an die Agentur der Männer weitergeben durfte. Ich wollte mein Single-Dasein gern noch eine ganze Weile genießen, bevor ich nach einem Ersatz für Jason suchte. Nein, keinen Ersatz. Einen ganz anderen Typ Mensch. Ein Upgrade sozusagen. Vielleicht in einem Jahr, aber sicher nicht sofort.
Das Sofa da oben hörte sich denn doch zu intim an. „Ich kenne ein hübsches kleines Café um die Ecke. Da könnten wir hingehen.“
Thorrn sprang sofort auf die Füße. „Dann führ mich hin, Lass.“
Ich stand noch nicht auf. „Bitte nennen Sie mich nicht so. Ich heiße Jenny.“
Sein Lächeln verschwand, und er sah mich betreten an. „Ich dachte, so würde man alle Frauen bezeichnen. Habe ich das missverstanden?“
„Ich wollte auch nicht nur als ‚Frau‘ tituliert werden. Vielleicht ist das in Ihrer Kultur normal, aber hier ziehen wir es vor, bei unseren Namen genannt zu werden.“
Keine Ahnung, warum ich so gereizt reagierte. Es war doch klar, dass er mich nicht herabsetzen wollte. Aha. Daher wehte der Wind. Jason hatte mich von Anfang an von oben herab behandelt. Das würde ich bei keinem anderen Mann mehr zulassen.
Er sah mich mit einem so treuen Hundeblick an, dass mein Herz sofort dahinschmolz. „Entschuldigen Sie bitte, Jenny.“
„Entschuldigung akzeptiert. Ich weiß ja, dass Sie nicht von hier sind.“ Ich wandte mich an Pam. „Wir sind in ungefähr einer Stunde zurück. Gibt euch das genügend Zeit, über die Paarungsrituale des schottischen Haggis zu diskutieren?“
Und warum hatte ich diesen Quatsch jetzt gesagt? Wollte wohl die Atmosphäre etwas auflockern.
Pam schnaubte nur, während mich die drei Männer verwirrt ansahen.
„Was ist das, ein Haggis?“, fragte Jafar neugierig. „Bezeichnen Sie Ihre Männer so?“
Ich verließ den Raum, um nicht sofort in hysterisches Gelächter auszubrechen.