Meine Gefährten und ich sind auf der Flucht und versuchen dabei herauszufinden, warum unsere Kursleiterin an der Intergalaktischen Universität uns töten will. Solch eine Strafe hatte ich nicht erwartet, nur weil wir eine ihrer Aufgaben nicht zur Zufriedenheit gelöst haben.
Dabei hatten wir so auf ein Happy End auf einem Luxus-Spa-Planeten gehofft; jetzt bleibt uns vielleicht doch nichts anderes übrig als das zu tun, wozu ich meine Gefährten am wenigsten ermuntern möchte: einen weiteren Alien zu entführen.
Als dann die Entführten selbst zu Entführern werden, stellt das die Grundfesten des Universums gehörig auf den Kopf.
Dies ist der dritte und letzte Teil der Geschichte von Trish und ihren Gefährten, eine heiße Reverse-Harem-Romanze (denn warum sollte sie sich auf einen festlegen…?). Die nächsten Bände der Starlight Aliens können als eigenständige Romane gelesen werden.
Wenn du sexy Aliens magst, die ihre Gefährtin gegen alle Fährnisse verteidigen, eine selbstbewusste Frau und alle Klischees über Entführungen durch Aliens liebst, dann entscheide dich noch heute für dieses Buch. Aber Vorsicht, du könntest jeden Moment selbst entführt werden, überleg’s dir also nicht zu lange.
Ich benutzte meinen neuen Kommunikator am Handgelenk, um in die Datenbank der IGU zu gelangen. Matar hatte mir Zugang zur KI des Raumschiffs verschafft, außerdem zum Material des Kurses „Entführung durch Aliens für Anfänger“. Das Betriebssystem ähnelte dem auf irdischen Computern. Natürlich war es viel weiter entwickelt, und die Anzeige erfolgte in 3D-Holografie, aber das Grundkonzept war dasselbe.
Ich fand den Eintrag zu den Gemi’i ohne Probleme.
Statt die verschiedenen Schriftstücke zu lesen, sah ich mir zunächst die Bilder an. Es gab Zeichnungen und Fotografien von Männern und Frauen. Außerdem war da ein 3D-Modell, das ich mit den Händen drehen konnte, und in das ich beliebig hineinzoomen konnte. Wie Hix und Hex hatten auch die übrigen Gemi’i zwei Köpfe – oder nur einen Körper, je nach Blickwinkel. Mein Blick wanderte auch in die Leistengegend des Modells. Nur ein Schwanz. Eigentlich überraschend. Ich hätte gedacht, dass jeder von ihnen einen gewollt hätte – aber die Wege der Natur waren unergründlich.
Nachdem ich mich an den merkwürdigen Anblick gewöhnt hatte, öffnete ich das erste Dokument und überflog den Text. Ich wollte kein Experte für Gemi’i werden, sondern nur Grundlegendes erfahren, was uns bei der Entführung von Nutzen sein konnte.
Gemi’i lebten auf drei verschiedenen Planeten im selben Sonnensystem. Sie hatten auch Kolonien auf zwei Monden gegründet, die sie aber hauptsächlich für die Extraktion von Bodenschätzen nutzten. Unwahrscheinlich, dass unsere Zielpersonen dort lebten. Aber das bedeutete, es standen immer noch drei Planeten zur Auswahl. Sie standen unter der Herrschaft von Hydrapta, was eine Art Königin zu sein schien. Ich scrollte etwas weiter nach unten zu einem Bild von ihr. Wow. Sie hatte drei Köpfe, vier Arme und schien mehr als nur zwei Brüste in ihrem ausladenden Vorbau zu verbergen. Beeindruckend! Außerdem starrte sie mit so viel widerwilliger Herablassung in die Kamera, dass ich sofort wusste – der wollte ich besser nicht begegnen.
Die meisten Informationen in der Datenbank waren für die von uns geplante Entführung wenig hilfreich. Ich musste nicht wissen, was sie aßen (alles), wie lange sie lebten (ungefähr einhundert IG Jahre) oder wie sie sich fortpflanzten (durch Eierlegen). Sie schienen eine friedfertige Spezies zu sein, die am liebsten unter sich blieb. Mit drei Planeten hatten sie ja auch viel Platz für nur eine Milliarde Bewohner. Wie wäre es wohl, wenn wir drei Erden hätten? Toll! Mit so viel Raum hätten wir vielleicht den einen Planeten nicht zerstört und uns gegenseitig vernichtet. Andererseits – einander umzubringen schien eine menschliche Eigenschaft zu sein. Es war eigentlich erstaunlich, dass wir als Spezies so lange überlebt hatten.
„Hast du schon was Interessantes gefunden?“, fragte Xil und sah von seinen eigenen Nachforschungen auf.
„Nein, nichts. Es sei denn, dich interessiert brennend, dass sie eine Art von Blatt in Stallmist eingewickelt essen.“
„Nein, danke. Solche Details kannst du mir gern ersparen. Soll ich uns Tee machen?“
„Gern. Gibt’s auch noch Piki-Kuchen?“
Xil lachte. „Eine halbe Lagerhalle voll. Du kannst auch mehr als einen haben, aber das schaffst du wahrscheinlich nicht.“
Damit hatte er Recht. So köstlich die Teile schmeckten, so sehr stopften sie auch. Und mein Magen war noch etwas angegriffen von unserer kürzlich gemachten Nahtod-Erfahrung.
Xil verließ die Brücke, während ich weiter durch die Akten scrollte. Alles ganz interessant, aber nicht das, was ich suchte. Ich wollte ja nicht nur neue Erkenntnisse zu einer anderen Spezies erlangen. Hier ging es um Informationen, die eventuell unser Überleben sichern konnten. Wenn wir unsere Aufgabe nicht zufriedenstellend lösten, wer weiß, was Professorin Katila dann mit uns anstellen würde. Uns einfach so gehen zu lassen, lag wohl nicht in ihrem Naturell.
Aber gerade als Xil mit einem kleinen Tablett zurückkam, stolperte ich über den perfekten Hinweis, auf den ich gehofft hatte.
„Gemi’i haben eine besondere Schwachstelle“, las ich Xil vor. „Man kann sie leicht KO schlagen, wenn man den fleischigen Teil des Halses dort trifft, wo die beiden Köpfe sich trennen bzw. die Hälse zusammengewachsen sind. Sie verlieren dann in der Regel für mindestens zehn IG Minuten das Bewusstsein. Im Kampf tragen Gemi’i eine spezielle Rüstung, die diesen Körperteil besonders schützt.“
„Aber nicht, wenn sie gar nicht wissen, dass sie unsere Zielpersonen sind“, meinte Xil frohgemut. „Gut gemacht. Havel wird sich auch mit ihrer Physiologie beschäftigen und herausfinden, ob unsere normalen Betäubungsmittel bei ihnen wirken. Wenn nicht, haben wir jetzt eine andere Möglichkeit.“
„Wusstest du, dass sie auf drei verschiedenen Planeten leben?“, fragte ich. „Katila hat uns keine Koordinaten gegeben, oder?“
„Nein. Und sie würde auch nicht sehr positiv reagieren, wenn wir sie fragten, wir müssen also anders vorgehen. Sobald wir dichter an ihrem Sonnensystem dran sind, können wir vielleicht ihre interplanetaren Kommunikationskanäle anzapfen. Mit etwas Glück finden wir sie auf diese Weise.“
Ich nahm eine Tasse Tee entgegen und sog das rauchige Aroma seines Lieblingstees ein. Havel zog eine süßlichere Variante vor, und Matar machte sich allgemein nicht viel aus Tee. Aber diese rauchige, starke Geschmacksnote passte wunderbar zu Xil, fand ich.
„Mir sind in den Unterlagen alle möglichen Namen untergekommen“, erklärte ich. „Aber kein einziger endete mit einem X. Hix und Hex könnten also ungewöhnlich genug sein, dass wir sie auch in ihren Datenbanken finden.“
Xil lächelte. „Praktisch. Ich nehme an, sie sind auf irgendeine Art etwas Besonderes, sonst würde Professorin Katila doch ihretwegen nicht solche Anstrengungen unternehmen. Sie hätte uns verfackt nochmal beinahe umgebracht. Ich bezweifle, dass es sich bei ihnen lediglich um Studenten oder Freunde handelt.“
„Glaubst du wirklich, dass sie Freunde hat?“, fragte ich trocken.
„Du hast Recht. Ist unwahrscheinlich. Es wäre schon gut zu wissen, welche Bedeutung sie für Katila haben. Ich könnte die Akten der IGU durchgehen, ob sie irgendwo als Studenten oder Angestellte aufgeführt sind. Daraus ließe sich vielleicht erkennen, wie wichtig sie sind.“
Er reichte mir einen halben Piki-Kuchen, bevor er sich wieder seinem eigenen Kommunikator zuwandte. Er wischte viel schneller durch die Informationen als ich, war aber schließlich mit dieser Technologie aufgewachsen. Die Erde war in dieser Hinsicht so rückständig. Ich fühlte mich ein bisschen wie eine Höhlenbewohnerin, die man in eine moderne Großstadt verpflanzt hatte.
Ich knabberte am Kuchen, während ich meine Suche fortsetzte. Das war harte Arbeit, vor allem, weil sich viele Informationen wiederholten oder vollkommen irrelevant für unsere Zwecke waren. Xil zeigte mir schließlich, wie ich mir Notizen machen konnte, um meine Erkenntnisse zu sammeln. Ich wünschte, ich hätte den kleinen Tribitt auf dem Schoß gehabt, mochte aber nicht extra aufstehen. Wenn ich jetzt mit dem Lesen aufhörte, würde es ewig dauern, bis ich wieder in der Materie wäre.
„Sieh mal!“, rief Xil plötzlich und schob ein holografisches Bild auf den Hauptbildschirm.
Ich starrte es schockiert an. „Das ist nicht möglich“, entfuhr es mir.
Es war ein Video von Professorin Katila, die Arm in Arm mit Hix und Hex ging. Sie befanden sich auf einer Art Raumstation, umgeben von hell erleuchteten Fluren voller Leute. Katila und die Männer liefen dort so eng aneinander gepresst, dass sie mehr als nur Freunde sein mussten. Wir konnten nicht verstehen, worüber sie sprachen, aber Katila war sichtlich frohgemut und lachte. Einer der Männer – ich wusste noch nicht, welcher Kopf zu welchem der beiden gehörte – beugte sich zur Seite und küsste sie.
„Gefährten“, sagte Xil und sah mich genauso verwirrt an, wie ich mich fühlte.
„Verfackte Gefährten.“